War es das schon wieder mit dem Boom deutscher Serien auf dem internationalen Markt? Oder sind die Absetzung von u. a. „1899“ und die durchwachsenen Reaktionen auf das Prestigeprojekt „Der Schwarm“ nur eine Delle auf dem Weg Deutschlands zur international prosperierenden Serienschmiede? Zum weltweiten Start von „Transatlantic“, der neuen Netflix-Serie von Anna Winger sowie vom zunächst noch nationaler ausgerichteten deutschen Sky-Original „Tender Hearts“ wagen wir einen kurzen Ausblick auf das, was uns deutsche Serienkreativabteilungen in diesem Jahr noch bescheren werden: National, international und auszugsweise vielleicht ja sogar auf dem anstehenden Seriencamp in Köln. Bleibt gespannt, wir sind es auch!
TRANSATLANTIC
Wo: Netflix, ab 07.04.
Wer: Anna Winger, Daniel Hendler (Schöpfer), Gillian Jacobs, Corey Stoll, Moritz Bleibtreu, Jonas Nay (Darsteller*innen)
Was: Die wahre Geschichte des Emergency Rescue Committees, das 1940 von Marseille aus die Ausreise von den Nationalsozialisten verfolgter Künstler*innen und Autor*innen organisiert
Warum: Weil die deutsch-französische Koproduktion zeigen muss, dass der Erfolg von Winger mit „Unorthodox“ kein Einzelfall ist und wir uns darüber hinaus auf ein Wiedersehen mit Corey Stoll („House of Cards“), Gillian Jacobs („Love“) und Jonas Nay („Deutschland 83“) freuen.
TENDER HEARTS
Wo: Sky, ab 07.04.
Wer: Eva Lia Reinegger (Drehbuch), Pola Beck (Regie), Friederike Kempter, Heike Makatsch, Vladimir Korneev (Darsteller*innen)
Was: Female Science-Fiction-Comedy, die sich recht ungeniert bei „Real Humans“ und „Ich bin Dein Mensch“ bedient, um eine junge Frau und ihre Beziehung zu einem humanoiden Love-Droid unter die Lupe zu nehmen.
Warum: Weil die Themen Near Future und insbesondere künstliche Intelligenz uns gerade allen unter den Nägeln brennen und etwas humoristische Auflockerung dabei nicht schaden kann.
SAM – EIN SACHSE
Wo: Disney+, ab 26.04.
Wer: Jörg Winger (Schöpfer), Malick Bauer, Tyron Ricketts (Darsteller*innen)
Was: Die wahre Geschichte des ersten dunkelhäutigen ostdeutschen Polizisten, der als Integrationsfigur zunehmend unter Druck und auf die schiefe Bahn gerät.
Warum: Weil die Geschichte des ersten deutschen Disney+-Originals eine einzigartige lokale Geschichte erzählt und mit Jörg Winger von der anderen Hälfte des international erfolgreichen 2Deutschland 83“-Duos verantwortet wird.
DOPPELHAUSHÄLFTE – STAFFEL 2
Wo: ZDFneo, ab 28.04. Mediathek, ab 09.05. linear
Wer: Dennis Schanz, Christoph M. Rath (Schöpfer), Minh-Khai Phan-Thi, Milan Peschel, Benito Bause (Darsteller*innen)
Was: Zweites Kapitel der gelungenen komödiantischen Aufarbeitung eines nicht immer einfachen Nachbarschaftsverhältnisses.
Warum: Weil die stark besetzte Comedy in der Episode „Meta“ offensichtlich Außerordentliches vorhat: Die gesamte Episode ist in den virtuellen Räumen des Web3.0 entstanden.
DER PASS – STAFFEL 3
Wo: Sky, ab 04.05.
Wer: Christopher Schier (Showrunner und Regie), Julia Jentsch, Nicolas Ofczarek (Darsteller*innen)
Was: Die finale Staffel der vielfach preisgekrönten und mit Julia Jentsch und Nicolas Ofczarek sensationell besetzten Krimi-Sensation
Warum: Weil die Macher offenbar wissen, dass man dann aufhört, wenn es am schönsten ist und wir wissen wollen, wie die Geschichte der mittlerweile antagonistischen Ermittler zu Ende geht.
ZWEI SEITEN DES ABGRUNDS
Wo: RTL+, Warner TV Seri, HBO Max, ab 08.05.
Wer: Kristin Derfler (Schöpferin), Anno Saul (Regie), Anne Ratte-Polle, Anton Dreger, Lea van Acken (Darsteller*innen)
Was: Eine Polizistin auf Kollisionskurs mit dem vermeintlich geläuterten Mörder ihrer Tochter.
Warum: Weil das düstere Thriller-Highlight nicht nur herausragend besetzt ist, sondern als parallel ausgestrahlte Serienpremiere neue Wege in Sachen Koproduktion aufzeigt.
GREENLIGHT - GERMAN GENIUS
Wo: Warner TV, ab 23.05.
Wer: Detlev Buck, u.a. (Drehbuch, Regie), Kida Khodr Ramadan, Frederick Lau, Heike Makatsch, Ricky Gervais (Darsteller*innen)
Was: Mockumentary, die ganz direkt an das britische Comedy-Highlight „Extras“ anknüpft und Kida Khodr Ramadan in die Fußstapfen von Ricky Gervais steckt.
Warum: Weil „German Genius“ gleich mehrfach meta ist und neben Gervais selbst auch Gastauftritte von halb Seriendeutschland featuret.
DER GREIF
Wo: Amazon, ab 26.05.
Wer: Wolfgang Hohlbein (Vorlage), Erol Yesilkaya (Buch), Sebastian Marka (Regie), Jeremias Meyer, Lea Dindra, Samirah Breuer (Darsteller*innen)
Was: Basierend auf dem Millionenbestseller von Wolfgang Hohlbein brechen drei Freunde Mitte der 1990er Jahre in die fantastische Welt des dunklen Turms auf.
Warum: Weil das Projekt als größte deutsche Fantasy-Unternehmung seit „Die unendliche Geschichte“ gilt und nicht nur deshalb Maßstäbe setzen könnte (und für Amazon Prime auch setzen muss).
DISKO 76
Wo: RTL+, 2023
Wer: Linda Brieda (Headautorin), Florian Knittel, Lars Montag (Regie), Luise Aschenbrenner, Jannik Schümann, Merlin Sandmeyer (Darsteller*innen)
Was: Zwischen Hedonismus und Spießertum: Die Geschichte der Diskobewegung in Deutschland als Ruhrpottdrama mit Staub und Glitzer.
Warum: Weil Retro und insbesondere Retromusik gerade international immer gut funktioniert und weil wir sehen wollen, ob Merlin Sandmeyer mehr kann, als keine Ladendiebe im „Discounter“ erwischen.
ODERBRUCH
Wo: ARD, 2023
Wer: Arend Remmers, Adolfo J. Kolmerer (Schöpfer), Chrisdtian Alvart (Regie), Karoline Schuch, Lucas Gregorowicz (Darsteller*innen)
Was: Ein grausamer Serienmörder, eine lange verdrängte Vergangenheit und ein übernatürlicher Twist: Packender und „syrrealer“ Mysterythriller im Oderbruch.
Warum: Weil Christian Alvart hier seiner Genrevergangenheit frönen darf und die international koproduzierte Mystery-Serie das Zeug zum deutschen „True Detective“ hat.