Größer war das Angebot noch nie: Über 550 Serien hatten ihr Debüt in 2021, zahllose andere kehrten mit neuen Stafeln und Episoden zurück. Wer soll denn da denn Überblick bewahren? Ganz einfach: 17 Journalist*innen und Expert*innen, deren Beruf es ist, bei Film und Serie auf dem aktuellsten Stand zu sein. Sie haben ihre Favoriten des vergangenen Jahres zusammengetragen!
Auch wenn das neue Jahr 2022 schon einige Wochen alt ist, sind wir immer noch dabei unsere Bestenlisten des vergangenen Jahres abzuarbeiten. Dafür haben wir uns dieses Mal nicht nur auf unseren eigenen Geschmack verlassen, sondern eine Schar an Kolleg*innen, Expert*innen und Kritiker*innen, um ihre Lieblingsserien des Jahres 2021 gebeten.
Mit dabei waren (in alphabetischer Reihenfolge):
Anna Wollner (Radio Fritz)
Birgit Fuss (Rolling Stone)
Christopher Büchele (Sehr Sehr Serien)
Daniel Schröckert (Kino+)
Dominik Hammes (Radio Nukular)
Emily Thomey (Glotz & Gloria)
Gerhard Maier (Seriencamp)
Jörg Seewald (freier Journalist)
Kathrin Hollmer (freie Journalistin)
Lina Kokaly (Radio Bremen)
Lisa Ludwig (Moviepilot)
Patrick Heidmann (freier Journalist)
Patrick Wellinski (Deutschlandfunk)
Philipp Schulze (Cinema)
Thomas Schultze (Blickpunkt:Film)
Ursula Schmied (Glamour)
Vanessa Schneider (Skip Intro)
Zur Wahl standen knapp 100 Serien, die im vergangenen Jahr in Deutschland erstmals zu sehen waren oder deren neuste Staffel im letzten Jahr anlief. Eine dringend nötige Einschränkung. Denn mit über 550 (!) neuen Serien, die auf immer mehr Streaming-Angeboten zu sehen sind, war die Auswahl größer denn je.
Hier ist nun ohne weitere Umschweife (ausser etwas *Trommelwirbel*) die Top Ten der besten Serien 2021 in der Reihenfolge von Platz 10 bis Platz 1. Die gesamte Wertung der Top 20 findet ihr in einem gesonderten Artikel.
Starzplay
Eine Gruppe amerikanischer Teenager navigiert auf einer US Armeebasis in Italien die emotionalen Höhen und Untiefen des Erwachsenwerdens.
Filmmacher Luca Guadagnino zeichnet in poetischen Bildern das Coming Of Age einer Generation, die ihre sexuelle Identität frei entdecken darf.
Sonnengetränktes Teenagerdrama mit wohligem Arthaus-Einschlag
Disney+
Eine Gruppe indigener Jugendlicher kämpft im Reservat um Anerkennung, gegen Gangs und für eine bessere Zukunft - nicht einfach, wenn man in einem der ärmsten und vergessendsten Landstriche der USA lebt.
Weil das Showrunner Starlin Hajo mit seiner bittersüßen Teenie-Dramedy eine so einzigartige wie ... Vorsicht: Buzzword... authentische Geschichte erzählt, die zwischen surrealem Witz und Melancholie wandelt.
Immer überraschende Comedy-Serie mit großem Herz und lakonischem Sinn für Humor.
Disney+
Drei True Crime-Podcast Fans versuchen den Mord in ihrem New Yorker Mietshaus zu klären. Und starten dabei gleich ihren eigenen True Crime-Podcast.
Comedy-Serien gibt es viele. Comedy-Serien mit sanft melancholischem Schlag und großem Herz sind selten. OMITB hat beides und das Star-Trio aus Steve Martin, Martin Short und Selena Gomez
Murder Mystery-Komödie mit Wohlfühlfaktor à la „Ted Lasso“
Apple+
Einen us-amerikanischer Football-Coach verschlägt es nach England, wo er – frei von jeglichem Fachwissen – einen Fußballclub zurück auf die Erfolgsspur bringen soll.
Weil es derzeit wohl keine Serie gibt, die liebenswerteren Figuren besitzt und einen unbeirrbareren Optimismus zur Schau trägt als Ted Lasso.
Der Inbegriff der Wohlfühl-Serie: Selbst an grauem Wintertagen lässt Ted Lasso das publikum mit einem Lächeln im Gesicht zurück.
Sky
Stark gezeichnete Figuren wandeln vor der Traumkulisse Hawaiis durch das Minenfeld eines einwöchigen Luxusurlaubes in einem Fünf Sterne-Resort - einige Opfer bleiben da nicht aus.
Weil Autor Mike White bitterböse satirische Spitzen in eine klassische Cringe Comedy packt, die ganz nebenbei die Verdorbenheit Macht und Reichtum seziert.
Todernster und zugleich extrem witziger Blick in die zwischenmenschliche Hölle im tropischen Paradies
Starzplay
Das Leben (und Sterben) einer Gruppe junger Menschen, die in der queeren Szenen Londons der achtziger Jahre die Auswirkungen der AIDS-Pandemie zu spüren bekommen.
Weil Autor Russell T. Davis mit feinem Strich und emotionaler Wucht die Entwicklung eines Jahrzehnts skizziert: Von bunter Unschuld zu ersten Gerüchten einer schlimmen Krankheit zu erschütternder Gewissheit.
Schillerndes Zeitdokument, das trotz schwerem Thema das Publikum mitreißt und sanft durch bittere Szenen führt.
Sky
Von ersten Auflösungserscheinungen über akuten Zerfall bis Wiederannäherung folgen wir der Ehe einer Geschäftsfrau und eines Professors zwischen Liebe, Hass und emotionaler Verwirrung.
Weil der israelische Showrunner Hagai Levi (In Treatment, The Affair) seinen beiden Stars Jessica Chastain und Oscar Isaac Bestleistungen entlockt, während er Ingmar Bergmans Original zeitgemäß ausleuchtet.
Ein Kammerspiel als Tour de Force durch den emotionalen Kosmos einer endenden Beziehung.
Sky
Der zunehmend härter geführte Machtkampf um die Nachfolge an der Spitze eines milliardenschweren Medienunternehmens geht in die dritte Runde.
Weil die HBO-Serie mit messerscharf geschliffenen Dialogen, beissender Satire und Bestbesetzung größte Freude daran hat, der gegenseitigen Zerfleischung schlechter Menschen zuzusehen.
„Veep“ trifft auf ein Big Business-„Game Of Thrones“: Wer aus der inkompetenten Riege darf sich am Ende auf den Eisernen Thron des Familienunternehmens setzen?
Sky
Kate Winslet klärt im amerikanischen „working class“-Hinterland den Mord an einer jungen Frau auf; mehr noch als das Verbrechen steht aber die engmaschig verwobene Gemeinschaft des kleinen Ortes im Fokus.
Weil Kate Winslet in dem geschickt als melancholische und emotional glaubwürdige Charakterstudie umgebauten Krimi zu Bestform aufläuft, während die Serie als „American Noir“ die Auswirkungen des Verbrechens auf die Kleinstadt ausleuchtet.
Grimmiger und komplexer Krimi, ausgestattet mit erzählerischen Tugenden, die man zuletzt fast nur bei Nordic Noir-Stoffen zu sehen bekam.
Prime Video
Die Flucht der jungen Cora aus der Sklaverei und ihre Reise in die Freiheit mit Hilfe der hier wortwörtlichen „Underground Railroad“ wird zum Ansatzpunkt, um die strukturellen Wurzeln von Rassismus freizulegen.
Weil Regisseur Barry Jenkins hier die Grenzen dessen verschiebt was und wie Serie zu erzählen vermag: Komplex, virtuos, immersiv, episch und visionär.
Nicht weniger als ein unvergesslicher Meilenstein des seriellen Erzählens, der sich tief in die Seele seines Publikums gräbt.
