Unseen

Kino

„Unseen“ lief 2020 im Festival Kino Programm.

In der belgischen Kleinstadt Creux werden Bewohner unsichtbar. An den Fingerspitzen beginnen sie zu verschwinden. Und können nur hilflos zusehen. Gegenmittel? Unbekannt. Einige müssen damit zurechtkommen, unsichtbar in totaler Isolation zu leben. Mitunter bedeutet das Unsichtbar-Sein aber nicht furchtbaren Fluch sondern willkommene Flucht. Trotz Pandemie-Plot: Die Arbeit an „Unseen“ begann lang vor Corona und kurzzeitig mussten die Dreharbeiten unterbrochen werden – bevor sie dann wieder aufgenommen werden konnten. Und doch gibt es eine Überschneidung mit unserer Realität. Denn jede Serienfigur reagiert anders, entsprechend ihrer Persönlichkeit auf die Bedrohung. Die elektroüberempfindliche Laurence ist sicher: Die über den riesigen Funkturm ausgesandte 5G-Strahlung macht krank, während Arzt Nathan nach einer schuldmedizinischen Ursache sucht. 

Die Kleinstadt in „Unseen“ ist eine Versuchsanordnung. Mit der die philosophiestudierte Drehbuchautorin Marie Enthoven alltägliche Beziehungen hinterfragt: Wie viel Anteil haben wir noch an einer Gesellschaft, wenn wir nicht gesehen werden – oder nicht sehen? Und wie geht eine Gesellschaft mit Mitmenschen mit Behinderung um? Trotz des Mystery-Einschlags ist „Unseen“ nicht kühl, sondern warm erzählt. Visuelles Vorbild war die U.S.-Serie „Sharp Objekts“. In der ebenfalls eine schwelende Bedrohung in immer wieder eindringlichen Nahaufnahmen erzählt wird, auch mit Handkameras gefilmt. Und noch einen Kniff haben die Macher angewendet: Bei den Dreharbeiten für „Unseen“ wussten Schauspieler manchmal nicht, wo genau die Kamera sein würde. Das zeigt sich in diesem einfühlsamen und doch voyeuristischen Feeling der acht Folgen.