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Literaturadaptionen – Oder: Warum Bücher die besten Serienvorlagen liefern!

Warum liefern Bücher die besten Serienvorlagen? 3 Take Aways zu unserer SEHR SEHR SERIEN Podcast-Folge über Literaturadaptionen.

Bücher sind in der Welt der Serien eine wahnsinnig beliebte Vorlage: es basieren nicht nur viele Serien auf Büchern – laut Rotten Tomatoes sind aktuell mindestens 125 Literaturadaptionen in der Mache – sie sind auch bei den Zuschauer*innen äußerst beliebt. Viele der erfolgreichsten Netflix-Serien der letzten Jahre, THE WITCHER, YOU, 13 REASONS WHY, BRIDGERTON und THE QUEEN'S GAMBIT, sind Buchadaptionen.

Woran liegt das? 

Ein zentraler Grund findet sich im Format des seriellen Erzählens: Epische Erzählungen wie George R.R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ (die darauf basierende HBO-Serie GAME OF THRONES ist abrufbar bei Sky) können als Serie in aller Breite erzählt werden und den Figuren sowie vielen Nebenhandlungen Raum gegeben werden. Was im Film so nicht möglich wäre. 

In der neuesten Folge unseres SEHR SEHR SERIEN Podcast widmen sich Vanessa Schneider und Gerhard Maier der Frage, warum Literaturadaptionen eigentlich so erfolgreich sind und geben einen kleinen Überblick über ihre liebsten Serien, die auf Büchern basieren. Mit dabei als Gast ist Buchexpertin, Bloggerin und Serienfan Marina alias Nordbreze mit ihren ganz persönlichen Tipps.

Das Gespräch brachte uns zum Nachdenken, weswegen wir hier gerne unsere 3 Take Aways zum Thema Literaturadaptionen in Serienform mit Euch teilen möchten.

1. Bücher werden öfter zur Serie als zum Film

Lange Zeit wurden für das Kino mehr Bücher verfilmt, als für die Serienbildschirme Zuhause. Das hat sich geändert, berichtet The Atlantic in einer ausführlichen Analyse über den Trend „Literatur-Fernsehen“. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Der langwierige und frustrierende Entwicklungsprozess für eine originäre Serienidee entfällt. Die Bücher haben bereits bewiesen, dass diese Geschichten ein großes Publikum ansprechen – quasi eine Garantie für eine ebenso gefragte Serie. 

Aber nicht nur für Serienmacher*innen lohnt sich die Adaption von Büchern – auch für den Buchmarkt sind Serienadaptionen von Vorteil: Verfilmungen kurbeln den Verkauf der Bücher massiv an – aber auch die Anzahl der Bewertungen und Reviews auf Literaturplattformen wie Goodreads.

2. Bücher funktionieren besonders gut als Mini-Serien

Mitte der neunziger Jahre prägte HBO den Leitsatz, dass ihre Serien „wie Romane auf dem Bildschirm“ funktionieren sollten. Damit war vor allem die Abkehr von den Grenzen der klassischen Serie gemeint, die mit in sich geschlossenen Episoden erzählte. Eine übergreifende Geschichte weiterzuerzählen, war hier meist zweitrangig – in einer Welt vor Festplattenrekordern und Streaming sollte dem Publikum der schnelle Zugang erleichtert werden. 

Erstaunlich ist, wohin sich dies in den letzten zwei Jahrzehnten entwickelt hat – besonders bei HBO. Beim US-amerikanischen PayTV-Riesen finden sich nämlich nur selten Serien, die eben nicht auf Buchvorlagen basieren: BIG LITTLE LIES, SHARP OBJECTS, THE WIRE, HIS DARK MATERIALS, WATCHMEN und THE LEFTOVERS sind hier nur einige der bekanntesten auf Büchern basierenden HBO-Hits. Eine Leseliste der wichtigsten Literaturadaptionen gibt es hier direkt bei HBO zu entdecken.

Meist finden Buchadaptionen – nicht nur bei HBO, sondern auch anderswo – dann auch eher als abgeschlossene Miniserien ihren Weg als Serie zu uns, als in langen fortlaufenden Serien. Ausnahmen bestätigen hier natürlich die Regel: Lange Buchreihen wie Untoten-Comicsaga THE WALKING DEAD, Fantasy-Welterfolg GAME OF THRONES oder der aktuelle Science Fiction-Epos FOUNDATION werden auf mehrere Staffeln geplant. 

Doch der Vorteil von Miniserien: Man kann auch große Stars als Darsteller*innen gewinnen, da sie nicht über Jahre hinweg an eine Rolle gebunden sind. Aktuell bestes Beispiel sind wohl Nicole Kidman und Melissa McCarthy, die in der Bestselleradaption NINE PERFECT STRANGERS gemeinsam vor der Kamera stehen. 

3. Reese Witherspoon hat den Trend vor allen anderen erkannt

Das Geschäftsmodell von Reese Witherspoons Produktionsfirma „Hello Sunshine“ basiert auf erfolgreichen Romanverfilmungen für eine bisher oft vernachlässigte Zielgruppe: Die Serienadaptionen von BIG LITTLE LIES (die HBO-Serie ist bei Sky abrufbar), THE MORNING SHOW (für AppleTV+) und LITTLE FIRES EVERYWHERE (bei Amazon Prime Video) verknüpfen populäre Buchstoffe mit aktuellen gesellschaftlichen Themen – und fügen so der Buchvorlage sogar noch etwas hinzu. Mit ihrem Buchclub bei Instagram testet Reese Witherspoon wie Bücher bei ihrem Zielpublikum landen, was die Leserschaft daran interessiert und was diskutiert wird – bevor sie lizenzierte Stoffe auch als Hochglanzserie umsetzt. 

Wenn Ihr unsere Podcast-Folge zu Literaturadaptionen noch nicht gehört habt, dann könnt Ihr das hier jederzeit nachholen: auf Spotify, Apple, Amazon Music, Deezer, Overcast und Buzzsprout

Als kleines Extra gibt es darin einen kleinen Ausblick auf das Programm des kommenden Seriencamp Festivals: Drei Serien, die auf Büchern beruhen und die vom 11. bis 28. November auf der Streamingplattform WATCHROOM kostenlos zu sehen sein werden. Darunter auch eine heiß erwartete Stephen King Kurzgeschichte!