Jakub-Kostal-marty1-1-scaled

#martyisdead

Kino

„#martyisdead“ lief 2020 im Festival Kino Programm.

Marty ist tot. Überfahren von einem LKW, vor den er sich in scheinbar selbstmörderischer Absicht geworfen hat. Sein Vater will die Freunde seines Sohnes über die sozialen Medien vom Unglücksfall in Kenntnis setzen, macht aber auf dem Account seines Sohnes eine schreckliche Entdeckung. Der Facebook-Kanal des Sprosses ist voller gehässiger Videos, sein Sohn offenbar ein höchst aktiver Cyberbully gewesen. Was die Umstände seines Todes in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt… 

Ungewöhnlich ist dieses höchst aktuelle Serienhighlight im Webformat aufgrund der Sichtweise, die hier in Bezug auf Themenkomplexe wie Cyberbullying eingenommen wird. Ähnlich wie im Hollywood-Thriller „Searching“ wird auch hier ein trauernder Vater mit dem Doppelleben seines Kindes im Netz konfrontiert. Mit einem entscheidenden Unterschied: Sein Sohn ist das, was in den USA als „Sick Puppy“ bezeichnet wird, ein Cyberbully ohne jeden moralischen Kompass. Stück für Stück wird man mit dem „Biedermann“ (tatsächlich der Nachname des nachforschenden Vaters) in die gnadenlose Welt sozial-medialer Verrohung mitgenommen. Eine Welt, die in Sachen Onlinekommunikation und Manipulation selten so kenntnisreich in serielle Bilder übersetzt wurde, wie im vorliegenden Fall. Und zwar ohne den öffentlich-rechtlichen Zeigefinger oder die Klischées.