Zum Start der zweiten „Preacher“-Stafel träumen wir von Mehr...
Am 26. Juni geht mit „Preacher“ die Serienadaption einer der meist geliebten Comicvorlagen in die zweite Runde. Nicht die erste Unternehmung, die sich bei Graphic-Novel-Reihen abseits des Marvel/DC-Mainstreams bedient. Und mit Sicherheit auch nicht die letzte. Denn zuvor hat man sich bei Sony bereits mit „Powers“ an einer verdienten und vielen als unverfilmbar geltenden Vorlage bedient. Und neben Brian K. Vaughans demnächst anstehenden „Runaways“ und dem hoffentlich bald in Produktion gehenden „Y – The Last Man“ (ebenfalls von „Under The Dome“-Showrunner Vaughan) sitzen auch die „Preacher“-Macher Seth Rogen und Evan Goldberg bereits am nächsten Projekt: Den abermals von Garth Ennis stammenden „The Boys“ und ihrem Feldzug gegen über die Stränge schlagenden Superhelden.
Viel spannender ist aber die Frage, wer sich mit wem der anderen popkulturellen Graphic-Novel-Schätze annimmt, die unserer Ansicht nach ihrer Umsetzung harren. Wir kombinieren mal Wunschdenken mit Prognose und präsentieren Euch zehn Comics auf dem Weg in die serielle Unsterblichkeit.
EX MACHINA
Darum geht’s: Um den ersten und einzigen Superhelden Mitchell Hundred (alias The Great Machine), der es nach seinem Einsatz während 9/11 zum Bürgermeister von New York gebracht hat und der von den Schatten seiner Vergangenheit eingeholt wird.
Deshalb wollen wir es sehen: Weil der Stoff als Mischung aus „Powers“, „House of Cards“ und „The Wire“ das Beste aus Superhelden-, Polit- und Thriller-Kunst auf sich vereint.
Er hat’s gemacht: „Y – The Last Man“- und „Saga“-Schöpfer Brian K. Vaughan und, der auch als Autor für „Lost“ und Showrunner von „Under The Dome“ reichlich TV-Erfahrung sammeln durfte.
Sie sollen es umsetzen: Am besten Vaughan selbst, auf dem Regiestuhl vielleicht von David Fincher unterstützt. Titelrolle: Mit etwas gutem Willen noch Kiefer Sutherland, der hier „Designated Survivor“-Charisma mit Jack Bauer-Heldentum mischen darf.
THE UNWRITTEN
Darum geht’s: Um eine Art in die wirkliche Welt hineingeschriebenen „Harry Potter“, der sich zusammen mit einem Vampir und einer Journalistin auf die Suche nach seiner Identität begibt und auf dem Weg dorthin durch etliche weltliterarische Klassiker stolpern darf.
Deshalb wollen wir es sehen: Weil die auf 11 Bände angelegte Geschichte als Satire auf literarischen Fankult ebenso gut funktioniert wie als globale Weltverschwörungsfantasie und als Fantasymärchen. Und weil dank etlicher literarischer Welten nicht so schnell Langeweile aufkommen dürfte.
Er hat’s gemacht: Geschrieben hat das Ganze Mike Carey, der unlängst auch für die literarische Vorlage zu „The Girl With All The Gifts“ verantwortlich zeichnete.
Sie sollen es umsetzen: In der idealen Welt schreibt Joanne K. Rowling die Drehbücher, die ihr Hausregisseur David Yates dann verfilmt. Und vielleicht ist Daniel Radcliffe bald reif für seine erste TV-Serien-Hauptrolle?
FABLES
Darum geht’s: Um die aus den Märchenwelt in unsere Realität emigrierten Fabel- und Märchenwesen und ihren Kampf gegen die dunklen Mächte, die sie aus ihrer Heimat vertrieben haben.
Deshalb wollen wir es sehen: Weil der Stoff – lange vor dem müden Abklatsch „Once Upon A Time“ schon einmal zur seriellen Umsetzung angedacht war und wir uns nicht vorstellen können, dass die derzeit in Planung befindliche Kinoumsetzung auch nur ansatzweise die erzählerische Größe des vielschichtigen Comicuniversums abbilden wird können.
Er hat’s gemacht: Bill Willingham, zusammen mit Zeichner Mark Buckingham.
Sie sollen es umsetzen: M. Night Shyamalan. Als Bigby Wolf kommt niemand anderes als „Wolverine“ Hugh Jackman in Frage.
CRIMINAL
Darum geht’s: Um ganz unterschiedliche Kriminelle und ihre anNoir-Erzähltraditionen angelehnten – oft tragischen – Geschichten.
Deshalb wollen wir es sehen: Weil die seriöse und visuell eindrucksvolle Variante von „Sin City“ sich bestens als Anthology-Serie eignet und unterschiedlichen Spitzenfachkräften als Spielwiese für großes Erzählen dienen könnte.
Er hat’s gemacht: Ed Brubaker (der aktuell auch an einer Serie mit Nicolas Winding Refn arbeitet und die „Captain America“-Verfilmungen mitzuverantworten hat) und Künstler Sean Phillips.
Sie sollen es umsetzen: Auf Drehbuchebene Brubaker selbst. Für die Regie kommen neben Refn auch Großkaliber der Marke Villeneuve, Tarantino, Michael Mann und Fincher in Frage. Mit ihren jeweiligen Lieblingsstars im Gepäck.
SLEEPER
Darum geht’s: Um den mit Superfähigkeiten ausgestatteten Holden Carver, der in die Organisation eines Superkriminellen eingeschleust wird und dort in bester „Infernal Affairs“-Manier mit Loyalitäts- und Identitätskonflikten zu kämpfen hat.
Deshalb wollen wir es sehen: Weil der unglaublich komplexe und irre spannende Stoff bereits in Comicform in Gestalt von „Season 1“ und „Season 2“ verkauft worden ist und auch hier gilt, dass eine Kino-Umsetzung dem Ganzen einfach nicht gerecht wird.
Er hat’s gemacht: Siehe oben: Ed Brubaker und Sean Phillips.
Sie sollen es umsetzen: Für den Film waren erst Sam Raimi mit Tom Cruise und dann Matt Damon, Ben Affleck sowie „The Shield“-Autor Shawn Ryan vorgesehen. Letztere Konstellation können wir uns auch für die Serie gut vorstellen, für die wir jetzt einfach mal Josh Brolin als Hauptdarsteller ins Gespräch bringen.
FATALE
Darum geht’s: Um eine archetypische und scheinbar unsterbliche Femme Fatale und ihren Einfluss auf die Männer, mit denen sie es zu tun bekommt. Dahinter: Allerhand okkultes Treiben, Lovecraftscher Horror und eine dicke Portion „Chinatown“.
Deshalb wollen wir es sehen: Der Sex-Appeal von Neo-Noir-Klassikern à la „Chinatown“ und „L. A. Confidential“ gepaart mit Lovecraft und Argento-Anleihen? Wer wollte so etwas nicht sehen?
Er hat’s gemacht: Siehe oben: (Schon wieder) Ed Brubaker und Sean Phillips. There’s something about these guys...!
Sie sollen es umsetzen: Brubaker im Verbund mit James Ellroy für die Bücher, Roman Polanski für die Regie, in der Hauptrolle kann Megan Fox sich an ihrem Image abarbeiten (wir würden aber auch Eva Green nehmen).
MORNING GLORIES
Darum geht’s: Um ein ganz besonderes Internat, das hinter seiner Fassade mehr Geheimnisse als – zunächst – Antworten verbirgt und von Autor Nick Spencer als Kreuzung aus „Runaways“ mit „Lost“ beschrieben wird.
Deshalb wollen wir es sehen: Wegen besagtem „Runaways“ meets „Lost“-Pitch, dem wir guten Gewissens noch eine Prise „Veronica Mars“ und „Riverdale“ hinzufügen.
Er hat’s gemacht: Nick Spencer und Joe Eisma.
Sie sollen es umsetzen: Rob Thomas und Damon Lindelof. Die für die sechs Teenage-Hauptrollen vorgesehenen Nachwuchsstars werden erst im Verlauf von zehn Serien-Seasons zu internationalen Stars
SAGA
Darum geht’s: Um ein außerirdisches Romeo-&-Julia-Liebespaar von zwei verfeindeten Völkern, das sich mit ihrem gemeinsamen Kind auf der Flucht durch ein auch personell extrem vielschichtiges Universum befindet.
Deshalb wollen wir es sehen: Weil uns „The Expanse“ wieder Lust auf vielschichtige und komplexe Sci-Fi-Universen im Fernsehen gemacht hat.
Er hat’s gemacht: (Schon wieder) Brian K. Vaughan, diesmal in Zusammenarbeit mit Fiona Staples
Sie sollen es umsetzen: Ronald D. Moore. Die Hautrollen übernehmen Scarlett Johansson als Alana und James McAvoy als Marko.
SWEET TOOTH
Darum geht’s: Um einen jungen Mensch-Tier-Hybriden mit Hörnern, der im postapokalyptischen Wasteland von einem vermeintlichen Landstreicher auf seinem Weg in ein vermeintliches Paradies für die Hybriden begleitet wird.
Deshalb wollen wir es sehen: Weil die Mischung aus – so die Kritiker – „Mad Max“ und „Bambi“ bzw. – so wir – „The Road“ und „The Walking Dead“ das Zeug zum neuen internationalen Serienhit hat und Mensch-Tier-Hybriden im Serienkosmos noch fehlen.
Er hat’s gemacht: Comic-Genie Jeff Lemire.
Sie sollen es umsetzen: John Hillcoat als Showrunner mit entweder seinem „Road“-Star Viggo Mortensen oder „Punisher“ Jon Bernthal in der Rolle des Drifters. Soundtrack, ganz klar: Nick Cave.
JENNIFER BLOOD
Darum geht’s: Um eine All-American-Housewive mit Mann und zwei Kindern, die sich des Nachts in eine erbarmungslose und mörderische Vigilantin verwandelt
Deshalb wollen wir es sehen: Weil es zu wenige Frauenfiguren ihres Kalibers im zeitgenössischen Serienzirkus gibt und bereits die Vorlage erahnen lässt, dass hier die Grenzen in Sachen Sex und Gewalt bis zum Äußersten ausgereizt werden könnten.
Er hat’s gemacht: „Preacher“- und „The Boys“-Schöpfer Garth Ennis.
Sie sollen es umsetzen: Kathryn Bigelow mit Action-Heroine Gina Carano in de Hauptrolle.
Text: Christopher Büchele